Ein Experiment: ChatGPT vs. AfD-Pressestelle

Das Duell: ChatGPT vs. AfD-Pressestelle
Symbolbild: fp

In letzter Zeit gab es immer wieder Kritik an der Bundesgeschäftsstelle der AfD. Speziell in Sachen Krisenkommunikation besteht dort dringender Handlungsbedarf, wie beispielsweise die Medienarbeit der Partei im Zusammenhang mit dem Anschlag auf AfD-Chef Tino Chrupalla zeigte. Dieser Beitrag dient jedoch nicht dazu, die AfD-Pressestelle öffentlich vorzuführen, sondern um zu zeigen, wie „Künstliche Intelligenz“ (KI) genutzt werden kann. Aber der Reihe nach:

Ein Beitrag von Michael Scharfmüller

AfD-Bundestagsabgeordneter Martin Sichert macht sich seit einigen Wochen vermehrt GEGEN die Abschiebung von Jesiden stark. Deshalb habe ich bei der AfD-Pressestelle angefragt:

  • Inwiefern ist der Einsatz von Sichert mit dem Parteiprogramm der AfD kompatibel?
  • Was sagt der AfD-Bundesvorstand zu Sicherts Jesiden-Engagement?

Die Antwort der AfD-Pressestelle

Sehr rasch habe ich auf meine Anfrage folgende Rückmeldung erhalten, die aus meiner Sicht an der konkreten Frage vorbeiführt, auch weil Jesiden keine Muslime sind. Hier die namentlich nicht gekennzeichnete Antwort der AfD-Pressestelle:

„Die Jesiden werden nicht explizit in unserem Grundsatzprogramm aufgeführt. Hier ein Auszug aus unserem Grundsatzprogramm, der Ihnen helfen könnte:

Die AfD bekennt sich uneingeschränkt zur Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit. Sie fordert jedoch, der Religionsausübung durch die staatlichen Gesetze, die Menschenrechte und unsere Werte Schranken zu setzen. Einer islamischen Glaubenspraxis, die sich gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung, unsere Gesetze und gegen die jüdisch-christlichen und humanistischen Grundlagen unserer Kultur richtet, tritt die AfD klar entgegen. Die Rechtsvorschriften der Scharia sind mit unserer Rechtsordnung und unseren Werten unvereinbar. Dies wird auch durch die für die islamische Staatenwelt bedeutendste Kairoer Erklärung vom 4.8.1990 dokumentiert. Der Islam gehört nicht zu Deutschland. In seiner Ausbreitung und in der Präsenz einer ständig wachsenden Zahl von Muslimen sieht die AfD eine große Gefahr für unseren Staat, unsere Gesellschaft und unsere Werteordnung. Ein Islam, der unsere Rechtsordnung nicht respektiert oder sogar bekämpft und einen Herrschaftsanspruch als alleingültige Religion erhebt, ist mit unserer Rechtsordnung und Kultur unvereinbar. Viele Muslime leben rechtstreu sowie integriert und sind akzeptierte und geschätzte Mitglieder unserer Gesellschaft. Die AfD verlangt jedoch zu verhindern, dass sich islamische Parallelgesellschaften mit Scharia-Richtern bilden und zunehmend abschotten. Sie will verhindern, dass sich Muslime bis zum gewaltbereiten Salafismus und Terror religiös radikalisieren. Religionskritik, auch Kritik am Islam, ist im Rahmen der allgemeinen Gesetze rechtmäßig als Teil des Grundrechts der freien Meinungsäußerung. Religiöse Satire und Karikaturen sind ebenfalls von der Meinungs- und Kunstfreiheit geschützt. Die AfD wendet sich gegen eine Diffamierung von Islamkritik als „Islamophobie“ oder „Rassismus“.

Darüber hinaus werden wir uns nicht äußern.“

Auf meine Nachfrage, was dieser Auszug aus dem Grundsatzprogramm mit meiner Anfrage zu tun hat, erhielt ich keine Antwort. Freilich ist das Thema für die AfD unangenehm. Mir ist auch bewusst, dass die Partei Kritik an den eigenen Mitgliedern intern regeln und nicht über die Medien abwickeln will. Deshalb hätte ich mit einer Antwort a lá „Dazu äußert sich der Bundesparteivorstand derzeit nicht“, leben können. Die Reaktion der Pressestelle hat mich jedoch verwundert. Und so kam ich auf die Idee, folgende Frage an das bekannte KI-Programm ChatGPT zu stellen:
„Wie würde ein Pressesprecher der AfD die Frage, ob Jesiden in Deutschland aufgenommen werden sollen, gemäß Parteiprogramm beantworten?“

Die Antwort von ChatGPT

ChatGPT durchsuchte daraufhin das als PDF verlinkte Parteiprogramm und verfasste innerhalb weniger Sekunden folgende Antwort:

„Das Parteiprogramm der AfD enthält verschiedene Abschnitte zum Thema Einwanderung, Integration und Asyl. Hier sind einige relevante Auszüge:

  1. Einwanderung, Integration und Asyl:
    • Die AfD sieht Europa am Beginn weltweiter, bislang unvorstellbarer Wanderungsbewegungen in Richtung der wohlhabenden europäischen Staaten, insbesondere aufgrund von Bevölkerungsexplosion, kriegerischen und religiösen Konflikten und Klimaextremen in vielen Ländern, insbesondere des afrikanischen Kontinents und des Nahen und Mittleren Ostens. Die aktuelle deutsche und europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik wird als nicht weiterführbar betrachtet. Die AfD sieht es als notwendig an, zwischen politisch Verfolgten und (Kriegs-)Flüchtlingen einerseits und irregulären Migranten andererseits zu unterscheiden [Seite 59].
  2. Asylzuwanderung:
    • Die AfD schlägt vor, Schutz- und Asylzentren in sicheren Staaten, insbesondere in Nordafrika, einzurichten. Diese Zentren sollten vorrangig unter UN- oder EU-Mandat betrieben werden. Anträge auf Schutz sollen nur noch dort gestellt und entschieden werden. Antragsteller in Deutschland und Europa sollen ausnahmslos zur Rückkehr in diese Zentren verpflichtet werden [Seite 59-60].
  3. Integration:
    • Die AfD betont, dass jeder Einwanderer eine unabdingbare Bringschuld zur Integration hat und sich seiner neuen Heimat anpassen muss. Wer sich der Integration verweigert, sollte sanktioniert werden und letztendlich auch sein Aufenthaltsrecht verlieren können [Seite 63-64].
  4. Einwanderung aus Drittstaaten:
    • Die AfD möchte eine Einwanderung in die Sozialsysteme verhindern und betont, dass die Versorgung des Landes mit qualifizierten Arbeitskräften in erster Linie über die vollständige Erschließung der einheimischen Potenziale erfolgen sollte [Seite 62].

Zum spezifischen Thema der Aufnahme von Jesiden in Deutschland gibt es in den zitierten Abschnitten keine direkte Erwähnung. Es ist jedoch zu beachten, dass die AfD zwischen politisch Verfolgten, Kriegsflüchtlingen und irregulären Migranten unterscheidet. Ein Pressesprecher der AfD würde wahrscheinlich auf die Frage antworten, indem er sich auf die im Parteiprogramm festgelegten Grundsätze und Positionen bezieht.

Wir haben das gesamte Dokument mit dem PDF-Such-Plugin durchsucht. Was möchten Sie noch wissen?“

Schlussfolgerung

Wie man sieht, ist die Antwort von ChatGPT nicht nur präziser ausgefallen, sondern auch freundlicher. Natürlich kann man sich dazu entschließen die Möglichkeiten von KI für seine Arbeit nicht zu nutzen, dann braucht man jedoch sehr viele sehr gute und motivierte Mitarbeiter. Wer zukünftig erfolgreich sein will, wird wohl beides brauchen: Sehr gute top-motivierte Mitarbeiter, die KI sinnvoll einsetzen, um erfolgreiche Arbeit abzuliefern.

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