Kein Scherz: An der Fachhochschule Joanneum in Graz wird seit Oktober 2023 erstmals im deutschen Kulturraum ein Hochschullehrgang für Klimajournalismus angeboten.
Ein Beitrag von Michael Scharfmüller aus dem 53. Magazin Info-DIREKT
Die berufsbegleitende Ausbildung kann nach zwei Semestern (60 ECTS) als „Akademische:r Experte:in für Nachhaltigkeitskommunikation und Klimajournalismus“ abgeschlossen werden. Um am Lehrgang teilnehmen zu können, sollte man sich 6.600 Euro auf die Seite legen und ungefähr 25 Präsenztage in Graz einplanen.
Für den Preis darf man dann unter anderem an Kursen wie „Kommunikationspsychologie“, „Kritische Gesellschafts- und Nachhaltigkeitsdiskurse“, „Internationale Klimapolitik und Klimagerechtigkeit“, „Nachhaltige Content-Strategie und Medienproduktion“ und „Storytelling und Visualisierung“ teilnehmen. Ziel des Lehrgang sei es – so die Fachhochschule (FH) – „außergewöhnliche, treffsichere und effektive Kommunikationslösungen zu entwickeln und umzusetzen, die einen Beitrag zur sozial-ökologischen Transformation leisten können.“
Transformation der Gesellschaft
Journalismus, der etwas zur Transformation der Gesellschaft beitragen will, klingt nicht nach seriöser Pressearbeit und noch weniger nach akademischer Ausbildung, sondern mehr nach Ideologie-Schulung und Propaganda-Lehrgang. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man sich jenes Video ansieht, in dem das neue Angebot durch Lehrgangsleiter Thomas Wolkinger vorgestellt wird. Darin erzählt er, weshalb er der Meinung war, dass es eine akademische Ausbildung zum Klimajournalisten brauche.
Während Corona sei er mit der journalistischen Berichterstattung über wissenschaftliche Erkenntnisse unzufrieden gewesen. Zudem habe er festgestellt, dass oberflächliche Behauptungen von Unternehmen, sie würden klimafreundlich handeln, oft kritiklos von Journalisten übernommen würden (Stichwort: Greenwashing). Ziel des Lehrgangs sei es daher, das fachliche Niveau von Journalisten und Kommunikatoren zu heben. All das mag nachvollziehbar und journalistisch sauber sein.
Für die „Klimakrise“ emotionalisieren
Kritisch zu betrachten ist hingegen die zweite Begründung für diesen Lehrgang. Dazu stellt Wolkinger die Frage:
„Wenn die Kommunikation [über die „Klimakrise“] so super ist, weshalb sind wir dann nicht ins Tun gekommen?“
Qualitativ bessere Berichterstattung sei zwar notwendig, reiche alleine jedoch nicht aus. Deshalb müsse die Klimaberichterstattung „überraschender“ werden. Sie müsse nicht nur informieren, sondern auch „Werte und Emotionen“ ansprechen „und dadurch stärker wirksam werden“, so der Lehrgangsleiter.
Aus Sicht eines Aktivisten mag dieses Ansinnen nachvollziehbar sein. Es ist auch völlig legitim, solche Ideologie- und Propaganda-Schulungen anzubieten und zu besuchen. Der Glaubwürdigkeit von Wissenschaft und Journalismus tut man damit aber sicher keinen Gefallen, wenn eine Fachhochschule, deren Mehrheitseigentümer das Land Steiermark ist, mit einem solchen Lehrgang Journalisten weiterbilden möchte.
Über die bisherigen Teilnehmerzahlen zeigt sich Wolkinger übrigens erfreut. Dabei verrät er, dass bisher hauptsächlich Menschen aus Magistraten und aus dem Gesundheits- und Tourismusbereich teilgenommen hätten. Ein paar wenige Teilnehmer sollen aus Agenturen und einige aus dem Bereich Journalismus gekommen seien. Aufgrund dieser Aussage drängt sich die Frage auf, ob der Lehrgang ohne Teilnehmer aus der Verwaltung überhaupt zu Stande gekommen wäre. Interessant wäre auch, ob die Teilnehmer aus den Magistraten und dem Gesundheits- und Tourismusbereich die Lehrgangskosten selbst trugen, oder ob der Steuerzahler dafür aufkommen musste. Angesichts der Millionen, die Österreich im Kampf gegen die „Klimakrise“ ausgibt, ist das jedoch sicher nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Kommen bald Werbeverbote?
Die von Wolkinger zitierten Aussagen stammen übrigens aus einem YouTube-Video, das von der „Deutschen Meteorologischen Gesellschaft“ veröffentlicht wurde. Auf deren Kanal (100 Abonnenten) wurde übrigens auch ein Vortrag von Uwe Krüger veröffentlicht. Dieser hatte bis zum 7.9.2024 zwar nur 44 Aufrufe, dessen Inhalte lassen jedoch aufhorchen. Der Professor an der Universität Leipzig erklärt darin nämlich, wie Werbung für angeblich klimaschädliche Produkte und Dienstleistungen eingeschränkt bzw. ganz verboten werden könnte.
Mehr zum Thema „Klima-Journalismus“ erfahren Sie in diesem Magazin Info-DIREKT: https://www.info-direkt.eu/magazin/53