Tageszeitung „bewirbt“ patriotische Gruppe, Schützenbund distanziert sich

Tageszeitung "bewirbt" patriotische Gruppe "Junge Tat", Schützenbund distanziert sich
Symbolbild Frau: freepik

Eine Südtiroler Gruppe mit dem Namen „Junge Aktion“ hat sich am Wochenende mit einem kurzen Video der Öffentlichkeit präsentiert. Das Medienecho, das die „volkstreue Jugend“ damit ausgelöst hat, ist beachtlich.

Ein Kommentar von Michael Scharfmüller

So widmete „Die neue Südtiroler Tageszeitung“ der patriotischen Aktivistengruppe diese Woche ihre Titelseite. Auch wenn der dazugehörige Text im typischen Antifa-Stil verfasst ist, dürften ihn die Aktivisten der „Jungen Aktion“ als kostenlose Werbung auffassen.

Angst vor vier jungen Patrioten anstatt vor Bevölkerungsaustausch und Italianisierung

Autor des Textes ist der Südtiroler Christoph Franceschini, der eigentlich für seine tiefgreifenden Recherchen bekannt ist. So verfasste er beispielsweise das Buch „Geheimdienste, Agenten, Spione“, über das Info-DIREKT bereits berichtet hat. Bei seinem Text über die „Junge Aktion“ ließ sich Franceschini jedoch von seinen Emotionen leiten. So schreibt er über deren Video:

„Es ist ein beängstigendes Manifest mit der Ankündigung, dass ‚wir uns unser Land zurückholen'“.

Linke Panikmache

Diese Zeile sagt wohl mehr über den 60-jährigen Franceschini aus als über die jungen Männer, die im Video zu sehen sind. Südtirol leidet nämlich seit Jahren am Bevölkerungsaustausch und dessen Folgen sowie an der Rom-Hörigkeit der SVP. Über all das berichten die etablierten Medien in Südtirol jedoch äußerst zurückhaltend. Stattdessen regt sich Franceschini über den Inhalt des Werbevideos der „Jungen Aktion“ auf, das er so beschreibt:

„Da werden vier junge Männer gezeigt, die ihr Gesicht verhüllt haben. Mit einer Kapuze in den Farben der Tiroler Landesfahne. Die vier Männer marschieren in den Wald, werfen bei Klimmzügen und Liegestützen gestählte Posen, beim Lesen oder beim Baden in einem Fluss. Am Ende wird der Zuseher direkt angesprochen: ‚Werde aktiv!‘, klingt es aus dem Off. Dann erscheinen der Schriftzug „Junge Aktion“ und das Logo: Eine Flamme über den Bergen.“

Die Ästhetik, die Bildsprache und die politischen Aussagen im Video müssen nicht jedem gefallen. Deswegen aber gleich von einer

„gefährlichen Geisteswelt zwischen sportlicher Ertüchtigung, Neonazis, Identitären und strammen Jungschützen“,

zu schreiben, ist ideologische Panikmache. Als „Beleg“ für seine Anschuldigungen hat sich Franceschini angesehen, wer das Video „geliked“ hat bzw. wer der „Jungen Aktion“ auf Instagram folgt. Dieser Versuch, eine Art Kontaktschuld herzustellen, ist nicht nur unsinnig, sondern auch so alt wie die sozialen Medien selbst. In Österreich gelang es Haltungsjournalisten mit dieser Taktik jahrelang die FPÖ vor sich herzutreiben. Eingestellt wurden diese Angriffe erst, als die FPÖ aufhörte sich wegen ein paar Facebook-Likes oder Facebook-Freunden zu distanzieren.

Südtiroler Schützenbund distanziert sich

In Südtirol hat sich der Spruch „Wer sich distanziert, verliert!“ leider noch nicht durchgesetzt. So ist es zwar richtig, dass der „Südtiroler Schützenbund“ (SSB) eine Richtigstellung von der „Südtiroler Tageszeitung“ fordert, da die von Franceschini „suggerierte Verbindung zwischen unserer Jugendorganisation bzw. dem Schützenbund (…) jeder sachlichen Grundlage“ entbehren. Ein schwerer Fehler ist jedoch, dass der SSB die Erzählung der „Südtiroler Tageszeitung“ in seiner Stellungnahme übernimmt bzw. diesen Eindruck erweckt. So erklären SSB-Landeskommandant Roland Seppi und SSB-Jugendführer Kuno Huber in einer schriftlichen Stellungnahme:

„Der Südtiroler Schützenbund distanziert sich klar und unmissverständlich von jeglichem Extremismus und verurteilt jede Form verfassungsfeindlicher Ideologien. Ebenso lehnt auch die Bundesjugendleitung des Schützenbundes solche Haltungen strikt ab.“

Wer sich distanziert, kriminalisiert

Mit diesen Aussagen trägt der Südtiroler Schützenbund auf Zuruf einer linken Zeitung zur Kriminalisierung anderer patriotischen Gruppen bei. Freilich kann man sich jederzeit klarstellen, dass man mit einer anderen Gruppe oder bestimmten Personen nichts zu tun hat, diesen aber Extremismus (also politisch motivierte Gewalttaten) zu unterstellen, geht eindeutig zu weit. Damit liefert man dem politischen Gegner die Munition für zukünftige Angriffe. Wohin ein solches Fehlverhalten führen kann hat man in Österreich gesehen, als sich die FPÖ unter Führung von HC Strache von einer Distanzierungsfalle in die nächste tappte und so erst recht in Erklärungsnot kam.

Im „Die neue Südtiroler Tageszeitung“-Text komme übrigens auch ich vor. Hier der Grund dafür:

„Aber auch Szene-Größen aus der Identitären Bewegung wie der enge Vertraute von Martin Sellner: Michael Scharfmüller. Scharfmüller war früher im neonazistischen Bund freier Jugend (BFJ) und ist heute Hauptaktionär und Geschäftsführer von ‚Info-Direkt – Das Magazin für Patrioten‘.“

Mischt Info-DIREKT in Südtirol mit?

Für die Zuschreibung „Szenen-Größe“ und die Erwähnung von Info-DIREKT bedanke ich mich – auch, wenn es zu viel der Ehre ist. Mir ist zwar bewusst, dass es für Franceschinis Erzählung wichtig ist, Patrioten möglichst groß und bedrohlich darzustellen, Info-DIREKT ist jedoch trotzdem keine Aktiengesellschaft – somit kann ich auch kein Hauptaktionär sein. Ebenso falsch ist es, mich als „engen Vertrauten“ von Martin Sellner zu beschreiben und den BFJ als „neonazistisch“ zu bezeichnen. Wäre der BFJ tatsächlich neonazistisch gewesen, wären dessen Führungskader (darunter auch ich) bei einem aufwändigen Geschworenenprozess im Jahr 2008 nicht von allen Anklagepunkten freigesprochen worden.

Satirische Video-Antwort von Jürgen Wirth Anderlan

Am besten bringt der Südtiroler Landtagsabgeordneter Jürgen Wirth Anderlan auf Punkt, wie absurd die Hysterie um das Video der „Jungen Aktion“ ist. Hier seine Video-Stellungnahme dazu:

 

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