Der Tod des Uwe Barschel (Sonntagsstück #32)

Das Sonntagsstück von Karl Sternau
Das Sonntagsstück von Karl Sternau

Im aktuellen Magazin Info-DIREKT (56. Ausgabe) stellt Rudolf Preyer die Ungereimtheiten im Fall Pilnacek vor. Der einst mächtigste Beamter im Justizministerium Österreichs soll sich im Oktober 2023 umgebracht haben. Kurz vor seinem Suizid wollte er noch Geheimnisse preisgeben – ähnlich wie Uwe Barschel 1987.

Ein Sonntagsstück von Karl Sternau

Bei der Redaktionssitzung zum Heft kam die Frage auf, welche weiteren fragwürdigen Selbstmorde es gäbe. Mir fiel sofort der ehemalige Ministerpräsident Schleswig-Holsteins Uwe Barschel (CDU) ein. (Die weiteren Fälle finden Sie im Magazin.)

Steiler Aufstieg und plötzliches Ende

Uwe Barschel, Jahrgang 1944, legte eine steile politische Karriere hin. Nach doppelter Promotion saß Barschel seit 1971 im Landtag von Schleswig-Holstein. Mit 34 Jahren wurde er Finanzminister des Landes und mit 38 Jahren schon Ministerpräsident. 1987 kam dann die Wende im Leben des Politikaufsteigers: Barschel soll im Landtagswahlkampf eine Verleumdungskampagne gegen seinen Gegenkandidaten Björn Engholm (SPD) beauftragt haben. Im Zuge der sogenannten „Barschel-Affäre“ trat er zurück. Seine Beteiligung konnte bis heute nicht endgültig geklärt werden. Jahre später, 1993, musste sein Konkurrent Engholm ebenfalls vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktreten. Es kam auf, dass er von der „Barschel-Affäre“ frühzeitig wusste.

Massive Zweifel am Selbstmord

Am 12. Oktober 1987 hätte Barschel vor dem Untersuchungsausschuss aussagen sollen. Doch einen Tag vorher wird er tot in der Badewanne eines Genfer Hotels gefunden. In der unten verlinkten Dokumentation äußerte selbst Altkanzler Helmut Kohl mehr an Mord als Suizid zu glauben. Das liegt vor allem an den zahlreichen Ermittlungsfehlern. So wurden Spuren am Tatort nicht korrekt aufgenommen und bei der Obduktion Fehler gemacht. Ein Toxikologe kam außerdem zum Ergebnis, dass die Vergiftung nur durch Fremdeinwirkung möglich war.

Motiv Waffenhandel?

Barschel hatte beste Kontakte in die DDR und war am illegalen internationalen Waffenhandel beteiligt. Dieser Umstand wird oft als Motiv für einen Mord angesehen. In der Dokumentation wird über Täter aus internationalen Geheimdiensten, wie der CIA, spekuliert. Auffällig ist auch, dass mehrere Zeugen unter ungeklärten Umständen ums Leben kamen. Mit diesem Hintergrund erscheint auch ein anderes Ereignis in einem anderen Licht: Bereits vor der Landtagswahl 1987 überlebte Barschel als einziger der vier Passagiere einen Flugzeugabsturz.

Sehenswerter Zweiteiler von 2015

Die Geschichte um den politischen Sturz Barschels und seinen späteren Tod wurde auch in einem Fernsehzweiteiler verfilmt. Die beiden fiktiven Journalisten David Burger und Olaf Nissen recherchieren zu den wahren Hintergründen. Vor allem der zweite Teil mit seinem spektakulären Ende setzt sich intensiv mit den verschiedenen Theorien zum Fall Barschel auseinander. Man kann sich dem Thema also durch eine spannende Verfilmung nähern.

Der Fall Barschel im Fernsehen:

Über die Sonntagsstücke:

Karl Sternau präsentiert jeden Sonntag ein mehr oder weniger geistiges Fundstück aus der weiten Welt des Internets. Sollte ein hier geteilter Link nicht mehr funktionieren, waren Sie mit Ihrer Lektüre zu spät dran. Über Rückmeldungen zu den Sonntagsstücken sowie Ideen für weitere Sonntagsstücke freuen wir uns: [email protected]

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