Letzte Woche, am 27. Juli, verstarb mit Horst Mahler eine der spannensten Gestalten der BRD-Geschichte. Er entwickelte sich vom RAF-Terroristen zum Neo-Nationalsozialisten. In diesem Sonntagsstück möchte ich auf die Geschichte dreier RAF-Anwälte blicken.
Ein Sonntagsstück von Karl Sternau
„Ein deutsches Leben“ überschrieb die linke taz ihren Nachruf auf Horst Mahler und ordnet ihn als „Echokammer der deutschen Katastrophengeschichte im 20. Jahrhundert“ ein. Der ehemalige Anwalt, der sowohl auf der linksextremen als auch auf der rechtsradikalen Seite tätig war, verstarb im Alter von 89 Jahren. Er hatte vor allem eine lange Prozess- und Haftgeschichte hinter sich.
Prozesse und Haft
1970 ging er das erste Mal in Haft wegen Bankraub und Gefangenenbefreiung mit der Terrorgruppe RAF. Er saß 10 der 14 Jahre des Urteils ab. Mit der Hilfe des späteren Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) kam er 1980 frei und wurde ab 1988 wieder als Anwalt zugelassen. Sein prominentester Prozess als Verteidiger war auf Seiten der NPD das erste Verbotsverfahren, welches 2003 eingestellt wurde. Mahler verbrachte schließlich zwischen 2006 und 2020 wieder 12 Jahre hinter Gittern wegen Volksverhetzung und anderer Delikte.
Freund und Gegner Otto Schily
Mahlers Werdegang kreuzte sich öfter mit Otto Schily. Der Anwalt und Politiker (Grüne, SPD) verteidigte Mahler in den 1970er Jahren und war mit ihm befreundet. Das änderte sich als Mahler sich politisch der radikalen Rechten zuwandte. Als Innenminister leitete Schily schließlich das NPD-Verbot ein, das Mahler vor Gericht erfolgreich abwehrte.
Dokumentation über die Anwälte
2009 kam der Dokumentarfilm „Die Anwälte – Eine deutsche Geschichte“ ins Kino. Er beleuchtet die Biographie dreier Anwälte im Umfeld der APO und RAF. Neben Mahler und Schily tritt Hans-Christian Ströbele auf. Er war ebenfalls Verteidiger von Mahler und machte wie Schily Karriere in der Politik bei den Grünen. Alle drei Anwälte erzählen aus ihrem Leben und geben an sich „treu geblieben zu sein“.
Hier kann der mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilm angesehen werden:
Über die Sonntagsstücke:
Karl Sternau präsentiert jeden Sonntag ein mehr oder weniger geistiges Fundstück aus der weiten Welt des Internets. Sollte ein hier geteilter Link nicht mehr funktionieren, waren Sie mit Ihrer Lektüre zu spät dran. Über Rückmeldungen zu den Sonntagsstücken sowie Ideen für weitere Sonntagsstücke freuen wir uns: [email protected]