Zur Erkenntnis, dass Einwanderung zu Verteilungskämpfen führen kann, ist jetzt auch jemand gekommen, von dem man dies nicht erwartet hätte: Roman Hebenstreit, Vorsitzende der Gewerkschaft „vida“. In einem jüngst veröffentlichten Artikel fordert er einen Stopp der Arbeitsmigration aus Drittländern.
Ein Kommentar von Gerwin Lovrecki
Hebenstreit ist aber nicht nur Chef der „vida“, sondern auch Mitglied des ÖGB-Vorstandes, außerdem startete er seine Karriere als Gewerkschaftler im ÖBB-Konzern. Damit gilt er als sehr SPÖ-nahe, was seine Aussagen zur Arbeitsmigration umso interessanter machen.
Ausbildung statt Einwanderung
Hauptargument Hebenstreits sind unter anderem die steigenden Arbeitslosenzahlen in Österreich und der damit einhergehende Wohlstandsverlust vieler Menschen. Wortwörtlich meint er dazu:
„Es ist inakzeptabel, dass weiterhin Arbeitskräfte aus Drittstaaten ins Land geholt werden, während hierzulande immer mehr Menschen ihre Jobs verlieren oder in prekären Verhältnissen arbeiten müssen.“
Das Hauptaugenmerk der Arbeitspolitik solle laut Hebenstreit wieder auf das Ausbilden der bereits in Österreich lebenden Menschen gerichtet werden:
„Wer Fachkräfte für die Zukunft haben will, muss sie auch ausbilden.“
Gewerkschafter mit Sinn für Realität
Mit dieser inhaltlichen Ausrichtung befindet sich der rote Gewerkschaftler sehr nahe der FPÖ und deren arbeitspolitischen Vorstellungen. Vielleicht wäre es damit auch an der Zeit, diese Erkenntnisse SPÖ-Chef Andreas Babler näherzubringen, der nach wie vor ein großer Migrationsbefürworter ist. Auch wenn nicht davon auszugehen ist, dass seitens Babler in dieser Angelegenheit ein Umdenken stattfinden wird, beweisen die Feststellungen Hebenstreits immerhin, dass es auch innerhalb roter Netzwerke noch Menschen gibt, die einen Sinn für realpolitische Tatsachen und Probleme haben.