DDR-Propagandist Schnitzler stellt sich (Sonntagsstück #16)

Das Sonntagsstück von Karl Sternau
Das Sonntagsstück von Karl Sternau

In diesem Sonntagsstück haben wir wieder eine Fernsehsendung, die ich mir vor kurzem nochmal angesehen habe. Im Privatsender „TV Berlin“ gab es damals das Format „Ich stelle mich“, in dem sich ein Gast einer Runde von Gesprächspartnern sowie dem Publikum stellt.

Ein Sonntagsstück von Karl Sternau

In dieser Folge war DDR-Propagandist Karl Eduard von Schnitzler, der den „Schwarzen Kanal“ im SED-Staat moderierte, eingeladen. Er bedauerte den Untergang des „besten deutschen Staates“ und wurde nach der Wende Mitglied der DKP, da sich SED-Nachfolgepartei PDS in seinen Augen von der DDR zu sehr abgrenzte.

Unbelehrbarer DDR-Propagandist

Zehn Jahre nach dem Mauerfall verteidigte Schnitzler ungebrochen seine kommunistische Ideologie („der Kampf geht weiter“) und die DDR. Spannend an diesem Zeitdokument sind vor allem die Reaktionen des Publikums, das sich an gewissen Punkten nicht mehr still halten konnte. Zahlreiche Zwischenrufe, später auch Beleidigungen, waren zu hören. Schnitzler ließ sich davon nicht irritieren, rauchte weiter Zigarre und beharrte auf seinen extremen Positionen. So behauptet er tatsächlich die „richtigen Leute“ seien in den Gefängnissen des SED-Staates gesessen. Verschiede Einwände von betroffenen Zuschauern (einer war neun Jahre in Bautzen) ließen ihn kalt.

Ein Gesprächspartner war der rechtskonservative CDU-Politiker Heinrich Lummer, der Schnitzlers krude Thesen („Westen hat mich nie widerlegt“) immer wieder gut zurückwies („keiner macht sich die Mühe diesen Scheiß zu widerlegen“). Es ist interessant zu sehen, wie man sich gegen einen Unbelehrbaren rhetorisch zur Wehr setzen kann. Zudem gelang Moderator Ingo Hoppe immer wieder ausgezeichnet, die aufgeheizte Stimmung zu beruhigen.

Keine öffentliche Kritik am eigenen Lager

Am Ende der Sendung kann man aber auch von Schnitzler etwas lernen. Auf eine Zuschauerfrage in Richtung Kritik an der PDS entgegnete er, dass er sich nicht beim Klassenfeind negativ über diese Partei äußern würde. Die „Einheit der Linken“ sei sehr wichtig gegenüber dem politischen Gegner. Wer sich distanziert verliert – das hat Schnitzler verstanden!

Hier ist die Sendung aus dem Jahr 1999 auf YouTube

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