Konservativer Historiker über Kickl: „Das beste Pferd der Linken“

Konservativer Historiker über Kickl: „Das beste Pferd der Linken“
Bild Lothar Höbelt: RTV

Kurz nach dem Scheitern der Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP ergriff der Historiker Lothar Höbelt das Wort. Er griff FPÖ-Chef Herbert Kickl scharf an und bezeichnete ihn als „das beste Pferd der Linken“.

Ein Kommentar von Karl Sternau

Die Aussagen von Höbelt wurden von zahlreichen großen Medien in Österreich aufgegriffen und sogar in seinem Wikipedia-Artikel vermerkt. Die Brisanz dieses Angriffs auf Kickl liegt vor allem darin, dass Höbelt als FPÖ-nah gilt. So war er u.a. Mitautor des FPÖ-Parteiprogramms 1997 und des Historikerberichts über die Geschichte der Freiheitlichen 2019.

Höbelt erkennt wahre Stärke der FPÖ nicht

Der Text Höbelts ist sehr polemisch formuliert und wirft Kickl vor, nicht Kanzler werden zu wollen. Der Historiker kann es sich nur so erklären, warum die Verhandlungen geplatzt seien. Kickl habe eine „aller Voraussicht nach nie wiederkehrende Chance vorübergehen“ lassen, weil er das Innenministerium nicht aufgeben wollte. Damit habe Kickl auch den Kredit beim Wähler verspielt, da so „jeder Grund entfallen [würde], nochmals FPÖ zu wählen“.

Der ÖVP bescheinigt Höbelt hingegen, dass sie „über ihren Schatten gesprungen“ sei, indem sie einen Kanzler Kickl akzeptiert hätte. Es fällt kein Wort der Kritik an der ÖVP, obwohl es hier gerade nach den geleakten Protokollen viel Material gegeben hätte. Mehr dazu in diesem „Info-DIREKT Live-Podcast“: https://info-direkt.eu/info-direkt-podcast-fuer-patrioten/die-wahrheit-ueber-die-regierungsverhandlungsprotokolle

Höbelts langer Irrweg 

Ob man Koalitionsverhandlungen aus Sicht der FPÖ hätte anders führen können, darf durchaus hinterfragt werden. Aber dafür ist eine sachliche Kritik von Nöten, und kein von oben herab austeilen. Das patriotische Lager sollte weiterhin auf das setzen, was es in der letzten Zeit so erfolgreich gemacht hat: Ein fester Zusammenhalt nach außen und kein gegenseitiges Angreifen in der Öffentlichkeit. Nur so bleibt die FPÖ eine Alternative für den Wähler. Wer sich dem dritten Lager zugehörig fühlt, der muss eher zum Schluss kommen, dass die FPÖ durch Angriffe ala Höbelt aus den eigenen Reihen geschwächt wird.

Wenn Höbelt glaubt, dass die FPÖ nicht mehr gewählt wird, weil Kickl sich nicht dem Machtapparat der ÖVP unterwirft, irrt er sich. Nicht der einzige Irrtum des Historikers: Bereits während Corona hätte er der FPÖ eine andere Linie empfohlen. Gut, dass bereits damals niemand auf ihn gehört hat.

Ein klares Urteil fasste Autor Benedikt Kaiser über Höbelts Fehleinschätzungen bereits im letzten Jahr:

„Ihm fehlt als ‚Reaktionär‘ der Zugang zu real- und metapolitischen Denkansätzen, die für das Heute und Morgen rüsten, ebenso zur Gänze, wie ihm ein Verständnis der ‚Zivilgesellschaft‘ und ihrer Hegemoniekämpfe im ‚gramscianischen‘ Sinne leider vollkommen abgeht. Ein Umstand, der spätestens dann zum manifesten Problem wird, wenn Höbelt mit seiner befremdenden Verkürzung des Politischen auf einen reinen Korrektiv-Parlamentspatriotismus über Identitäre und Co. sinniert.“

Höbelt beendet seinen Text mit dem lateinischen Aufruf: „Ceterum censeo, Kickl esse delendam [korrekt wäre delendum]“. Was zu Deutsch bedeutet:

„Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Kickl zerstört werden muss“.

Damit spielt er auf Cato den Älteren an und betont, dass Kickl in seinen Augen weg müsse. Dem halte ich auf Deutsch das Motto von Info-DIREKT entgegen:

„Wer sich distanziert, verliert!“

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