Verhalten auf Weihnachtsfeiern: Sei du der rechte Onkel!

Verhalten auf Weihnachtsfeiern: Sei du der rechte Onkel!
Symbolbild von Info-DIREKT mit KI erstellt

Bald ist Weihnachten. Vor den Treffen mit der Verwandtschaft stehen für viele noch Weihnachtsfeiern in der Arbeit, im Verein oder in der Gemeinde an. Dafür möchte ich dem Leser etwas mitgeben.

Ein Kommentar von Karl Sternau

Um es gleich vorwegzunehmen: Weihnachten ist genauso wenig unpolitisch wie Fußball, Kunst oder Kultur. Oft heißt das Credo „keine politischen Diskussionen“ nämlich nur, dass Patrioten ihre Meinung nicht sagen sollen. Die Positionen des Mainstreams können sehr wohl geäußert werden.

Alltagsverstand und gesunder Menschenverstand

Dieses Phänomen lässt sich mit Antonio Gramscis Modell des Alltagsverstandes und des gesunden Menschenverstandes erklären. Es gibt einen Alltagsverstand, der durch die (ver-)öffentlichte Meinung geprägt ist. Diese Ansichten können Sie immer äußern („Gegen Corona zu impfen ist wichtig“, „Die AfD hat keine Lösungen“, „Gut, dass Kickl nicht Kanzler geworden ist“, …), während gegenteilige Aussagen selten geäußert werden. In der Regel setzt bei den Personen, deren eigener (gesunder) Menschenverstand anderer Meinung ist, Schweigen ein. Sie bekennen sich nicht, was den Alltagsverstand natürlich stärkt. Ausführlicheres zu diesem Thema ist hier zu finden.

Nischen sind zu wenig

Selbstverständlich hängt der Alltagsverstand vom Umfeld ab, in dem Sie sich gerade bewegen. Ein einfaches Beispiel: Ein Schalke-Trikot wird im Dortmund-Fanblock anders interpretiert als in der S04-Kneipe. Aus politischer Sicht geht es aber nicht um kleine Nischenräume, sondern um Deutungshoheit im ganzen Land. Ich bin mir daher sicher, dass bei vielen Familien-, Sport- und Familienfeiern der linksliberale Alltagsverstand dominiert.

Wandel ist möglich

Die obigen Beispiele illustrieren aber, dass der Alltagsverstand nicht in Stein gemeißelt ist, sondern ein „umkämpftes Terrain der Menschen“ (Benedikt Kaiser) darstellt. Wer eine Hegemonie erreichen will und damit eine dauerhafte, nachhaltige Änderung der bestehenden Verhältnisse, muss hier ansetzen. Der Kampf um die Deutungshoheit beginnt im Kleinen. Menschen bilden ihre Meinung aus allem, was sie konsumieren. Heute sind das folglich je nach Alter vor allem soziale Medien, Fernsehen und Streaming-Dienste. Dazu gehört aber auch immer der Meinungsaustausch mit Freunden, Familie oder Kollegen.

Suchen Sie Ihren Rahmen

Wenn Sie schon offen und immer zu Ihrer Meinung stehen (können), zum Beispiel als Politiker, dann tun Sie das und lesen Sie Kaisers neues Buch „Der Hegemonie entgegen“ (Besprechung folgt), um zu verstehen, wie wir uns durchsetzen können. Für alle anderen gilt es, den eigenen Rahmen zu suchen. Oft reicht ein sachlicher Widerspruch wie „In einer Demokratie muss man auch andere Parteien aushalten“ oder „Ein Land kann doch nicht die ganze Erde aufnehmen“.

Widerspruch wichtig

Daher möchte ich Sie am Ende des Jahres noch einmal ermutigen: Jeder Nadelstich zählt! Man muss sich nicht auf ausufernde Streitigkeiten auf der Arbeit, in der Familie oder dem Freundeskreis einlassen. Manchmal reicht schon eine kritische Nachfrage, ein Kopfschütteln oder ein Grinsen, um ein kleines Zeichen zu setzen und zu zeigen, dass es auch andere Meinungen gibt. Sie sind nicht allein mit Ihrem Denken; der Gegner hat nur (noch) die Vorherrschaft. Das gilt es zu ändern!

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