Bundestagsabgeordneter Hannes Gnauck (AfD) fordert im Gespräch mit Info-DIREKT eine 180-Gradwende in der Verteidigungspolitik. Nur ein patriotisches Deutschland könne Menschen zur Verteidigung des eigenen Landes motivieren und die eigene Souveränität wiederherstellen.
Info-DIREKT: Die Bundeswehr hat sich im abgehörten Taurus-Skandal vor aller Welt blamiert. Was sagt diese Panne über den Zustand der Truppe aus?
Hannes Gnauck: Es passt ins Bild der gesamten politischen Führung unseres Landes. Wenn ich dann noch lese, dass der medial für sein kompetentes Auftreten gefeierte Verteidigungsminister Passwörter wie „1234“ verwendet, fällt mir auch nichts mehr ein. Die Bundeswehr wurde nun mal über Jahrzehnte kaputtgespart und zunehmend wie ein Start-Up-Unternehmen und nicht wie eine ernstzunehmende Armee behandelt. Das färbt dann auch durchaus auf den Habitus bestimmter Führungspersonen ab. Dass es einen ganz anderen, ernsteren Zugang zur Organisation unserer Truppe braucht, ist denke ich völlig klar.
Info-DIREKT: Die „Junge Alternative“ (JA) fordert Atomwaffen für Deutschland. Könnte uns die Erfüllung dieser Forderung angesichts der Verantwortungslosigkeit unserer militärischen Führung in den Dritten Weltkrieg stürzen?
Gnauck: Unsere Forderung einer atomaren Bewaffnung Deutschlands knüpft an etliche andere Positionen an. Es ist natürlich nicht unser Wunsch, der konfrontativen Ampel die Mittel für einen Krieg mit Russland zu liefern. Atomwaffen sind als Teil eines längeren Prozesses mit dem Ziel deutscher Souveränität zu verstehen, die natürlich der reinen Verteidigung dienen. Damit Deutschland eben nicht länger fremde Truppen auf seinem Boden stationiert hat und damit Deutschland nicht befürchten muss, von irgendeiner Macht angegriffen zu werden. Nur aus so einer Position der Stärke kann man überhaupt Gewicht auf dem internationalen Bankett erlangen. Die Bundesrepublik ist Stand heute nicht in der Lage, wirklich souverän eigene Interessen zu vertreten. Das liegt natürlich am aktuellen Personal in der Regierung, aber auch an der fehlenden Untermalung der eigenen Argumente. Es gibt kein Abschreckungspotenzial. Und das muss man langfristig nun mal ändern.
Info-DIREKT: Zwei Drittel der Deutschen wollen die Wehrpflicht zurück. Wie sollte sich eine patriotische Opposition angesichts der Rolle Deutschlands als US-Vasall in dieser Frage verhalten?
Gnauck: Es ist meine Überzeugung, dass ein selbstbestimmtes Deutschland in der Lage sein muss, sich verteidigen zu können. Und Verteidigung beginnt nun mal in der Geisteshaltung eines Volkes. Die Abschaffung der Wehrpflicht sollte nicht zuletzt den Pazifizierungsprozess der Deutschen abrunden, der nach dem Ende des Kalten Krieges eingesetzt hat. Wir als AfD stehen für eine männlichere, gemeinschaftlichere Gesellschaftsidee und dazu gehört auch die Initiierung junger Menschen durch das Militär. Aber der Einwand der Vasallenrolle ist natürlich nicht von der Hand zu weisen. Man muss also die Wehrhaftmachung Deutschlands auch mit einer außenpolitischen Korrektur zusammendenken, ansonsten rüstet man in der Tat nur eine Hilfstruppe für den Besatzer aus. Das ist kommunikativ oftmals ein schmaler Grat, welchen es als Volksvertreter auszutarieren gilt.
Info-DIREKT: Nur 38 Prozent der Deutschen würden ihr Land im Falle eines Angriffs verteidigen. Was sagen Sie dazu?
Gnauck: Das ist wenig überraschend. Die Lebensqualität im angeblich besten Deutschland aller Zeiten nimmt in Rekordgeschwindigkeit ab, die Überfremdungsmigration erreicht ungeahnte Höhen und regierende Politiker haben nichts besseres zu tun, als „gegen rechts“ zu mobilisieren, derweil das Land immer maroder wird. Viele Deutsche denken sich angesichts dieser Entwicklungen natürlich zu Recht: Dafür soll ich sterben? Nein Danke! Diese Gefühle werden dann auf den Bezug zur Heimat übertragen, man setzt die verheerende Politik und das dafür verantwortliche Establishment mit Deutschland gleich. Doch das ist ein Fehler. Aber er ist selbst das Produkt der verheerenden Politik des besagten Establishments, denn im ominösen Kampf gegen rechts steckt ja auch eine Bekämpfung nationaler Gefühle, patriotischen Selbstbewusstseins und preußischer Tradition. Diesen Widerspruch werden die Habecks dieser Republik auch nicht auflösen können. Wenn man dann noch das konkrete Szenario mit Russland dazu denkt, kann ich die Haltung noch mehr verstehen – wer will schon Krieg mit Russland, gerade, wenn es sich um einen Proxykrieg [Anm. d. Redaktion: Stellvertreterkrieg] handelt? Die Bereitschaft zum Kampf wird erst wiederkehren, wenn es etwas gibt, wofür der Deutsche zu kämpfen bereit ist, wenn er das Gefühl hat, dass dieses Land wieder ihm gehört. Und dafür bedarf es der richtigen politischen Führung. Ich muss es also ganz einfach so sagen: Nur wenn die AfD hier was zu sagen hat, wird die vaterländische Gesinnung wieder einkehren.
Über Hannes Gnauck:
Hannes Gnauck, geboren 1991 in Brandenburg, ist seit 2021 AfD-Bundestagsabgeordneter und seit 2022 Bundesvorsitzender der „Jungen Alternative“ (JA), also der Jugendorganisation der AfD. Im Bundestag ist er Mitglied im Verteidigungsausschuss. Von 2014 bis 2021 war Gnauck als Zeitsoldat bei Bunderwehr (Dienstgrad: Oberfeldwebel). In dieser Zeit wurde er auch in Afghanistan eingesetzt. Hannes Gnauck auf Instagram, Twitter, Facebook, Youtube, Telegram.